Vielfalt in der genetischen Erforschung der Parkinson-Erkrankung

Dezember 12, 2022

Von Artur F. Schumacher-Schuh

Literatur: Schumacher Schuh et al. (2022) Understanding Populations in Parkinson’s Genetics Research: Current Landscape and Future Directions. Movement Disorders.   

Trotz der Fortschritte und Versprechen im Verständnis der Humangenetik zeigt dieses Dokument, dass sich die meisten Studien bis heute auf Bevölkerungen europäischer Abstammung konzentrierten, was unsere Fähigkeit einschränkt, das Wissen auf den Großteil der nichteuropäischen Bevölkerungen der Welt zu übertragen. So wird in diesem Beitrag argumentiert, dass besagte mangelnde Vielfalt sich durch sämtliche bislang durchgeführten Studien zieht, wodurch ein Ungleichgewicht entstehen kann, welches einem gleichberechtigten Einsatz personalisierter Medizin entgegensteht. In dieser Einschätzung ist eines der vorrangigen GP2-Ziele begründet: die Überwindung derartiger Ungleichgewichte und die Erweiterung unseres Verständnisses der genetischen Architektur der Parkinson-Erkrankung durch die Erfassung von bislang in den Studien unterrepräsentierten Populationen. 

Die Arbeitsgruppe „Unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen“ von GP2 hat diese wissenschaftliche Überprüfung durchgeführt, weil wir einen genauen Überblick darüber benötigen, was in der Genetikforschung zur Parkinson-Krankheit bereits getan wurde, um bessere Strategien zur Erreichung dieses Ziels und zur Messung seiner Auswirkungen zu entwickeln. In diesem Sinne hat die GP2-Arbeitsgruppe „Unterrepräsentierte Bevölkerungsgruppen“ eine umfassende wissenschaftliche Literaturübersicht über die Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Parkinson-Genetik in nicht-europäischen Populationen erstellt. Die in diesem Jahr in Movement Disorders veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass zwar weltweit Schritte unternommen wurden, um die Vielfalt in Studien zur Parkinson-Genetik zu gewährleisten, die Unausgewogenheit hinsichtlich unterrepräsentierter Populationen jedoch nach wie vor bedenklich ist. Die wichtigste Erkenntnis aus unserer Bestandsaufnahme ist, dass die Mehrzahl der veröffentlichten Artikel auf entwickelte Volkswirtschaften in Ostasien entfällt, während Studien zur schwarzen Population weniger als 5 % ausmachen. Zudem wurden weniger als zehn genomweite Assoziationsstudien verzeichnet, die als die beste Methode zur Entschlüsselung der Genetik komplexer Erkrankungen gelten. 

Wir sind davon überzeugt, dass der umfassende Überblick, den wir in diesem Artikel bieten, einen bedeutenden Fortschritt darstellt, um Unterschiede hervorzuheben und die Repräsentativität zu fördern. Er hat das Potenzial, Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung von Parkinson-Patienten vorzubeugen. Damit die Vielfalt als Motor für Gleichberechtigung und wissenschaftliche Erkenntnisse anerkannt wird, sind gemeinsame Bemühungen notwendig. Forscher*innen, Universitäten und öffentliche wie private Förderer sollten eine aktivere Rolle spielen, wenn es darum geht, den Weg für eine langfristige Vielfalt zu ebnen, indem sie zusammenarbeiten, Kapazitäten aufbauen, Schulungen durchführen, Daten austauschen und bewusst Kapital anders einsetzen. GP2 geht in Richtung Enthüllung der genetischen Struktur der Parkinson-Erkrankung entschlossen voran: Hierzu werden Führungskräfte, Forscher*innen und Studienteilnehmer*innen aus Afrika, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika als gleichberechtigte Partner*innen mit stärker entwickelten Ländern zusammengebracht. Es bleibt zu hoffen, dass in den kommenden Jahren ein integrativeres Forschungsumfeld zu mehr qualitativ hochwertigen Veröffentlichungen betreffend unterrepräsentierte Populationen führt, was wiederum potenziell Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung für alle bewirkt. 

GP2 bietet der Forschungsgemeinschaft kontinuierlich Möglichkeiten, mehr über die Genetikforschung zur Parkinson-Krankheit zu erfahren. Schauen Sie sich unsere nächsten Fördermöglichkeiten an oder nutzen Sie unser Kursangebot mit Untertitelung in über 100 Sprachen!