Verhaltenskodex für das Global Parkinson's Genetics Program

Version Oktober 2020

Ein zentrales Element von GP2 ist die Schaffung einer internationalen Forschungsgemeinschaft, die sich dem Ziel verschrieben hat, transformative Ergebnisse in der Parkinson-Forschung zu erzielen. Damit diese Gemeinschaft erfolgreich ist, muss die Zusammenarbeit effizient und möglichst wenig fortschrittshemmend sein. Hierzu müssen alle Forscher*innen neben einem eindeutigen Verständnis der GP2-Ziele und der Grundsätze zu deren Erreichung auch Vertrauen mitbringen. Um die Erreichung dieser Ziele zu erleichtern, haben wir einen Verhaltenskodex für GP2-Forscher*innen formuliert. Dieses Dokument ist kein Rechtsrahmen. Es dient der Erläuterung der allgemeinen Grundsätze von GP2 und unterstellt, dass Forscher*innen diese Grundsätze ihrem Sinne nach befolgen und im Zweifel nachfragen.

Die zentralen GP2-Grundsätze lauten wie folgt:

  • GP2 und die zugehörigen Forscher*innen agieren transparent und vermeiden Überraschungen. 
  • GP2 und die zugehörigen Forscher*innen orientieren sich nicht daran, was das Beste für GP2 oder für einzelne Forscher*innen ist, sondern handeln stets im Sinne der allgemeinen Forschung bzw. der Patientengemeinschaft. 
  • GP2-Forscher*innen kooperieren in einem von Ehrlichkeit, Fairness und Vertrauen geprägten Umfeld. GP2 und die GP2-Mitglieder fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs. 
  • GP2 und die GP2-Mitglieder fördern Forscher*innen aus unterrepräsentierten Populationen. 
  • GP2 und die GP2-Mitglieder achten Daten und Autonomie anderer Gruppen. 
  • GP2-Mitglieder stellen nichtöffentliche GP2-Daten oder -Ergebnisse Dritten nicht ohne Genehmigung zur Verfügung.
  • Außerhalb des GP2-Analysebereichs teilen oder bearbeiten GP2-Mitglieder niemals ohne ausdrückliche Genehmigung GP2-Einzeldaten außerhalb der in eigenen Proben generierten Daten.

Gemeinsame Datennutzung

Ein zentraler Grundsatz von GP2 ist, dass die im Rahmen dieses Vorhabens generierten und damit verbundenen Daten der Forschungsgemeinde zugänglich gemacht werden sollten. Ganz grundsätzlich ist dazu eine gemeinsame Datennutzung erforderlich, was wiederum Bedingung einer GP2-Beteiligung ist. Dieser Grundsatz geht über das reine Teilen hinaus; Daten sind in einer Art und Weise verfügbar zu machen, die Analysen, Kooperationen und wissenschaftlichen Fortschritt durch technische wie nichttechnische Nutzer*innen ermöglicht. Nach der Generierung und ersten Qualitätskontrolle gehen GP2-Daten direkt an den/die Einreicher*in der Kohorte zurück und werden GP2-Mitgliedern im gemeinsamen GP2-Arbeitsbereich zur Verfügung gestellt. Nach der vollständigen Qualitätskontrolle und Datenverarbeitung werden die Daten zur gemeinsamen Nutzung auf an die Gemeinschaft gerichteten Plattformen eingestellt (bspw. AMP-PD, https://amp-pd.org/). Eine Voraussetzung ist daher, dass alle teilnehmenden Zentren/Forscher*innen zustimmen, Rohdaten mit der GP2-Kooperationsgruppe zu teilen. Dies ist Bestandteil der Kooperationsvereinbarung für beitragende Kohorten und der Material-/Datenübertragungsvereinbarung (MTA/DTA). Eine weitere Anforderung besteht darin, dass Zentren/Forscher*innen zusammenfassende Ergebnisse aus diesen Daten ohne Einschränkungen für die breitere Forschungsgemeinde verfügbar machen sowie die Rohdaten auf der Grundlage entsprechender Vereinbarungen, die das Datenportal zur Verfügung stellt (bspw. AMP-PD), hierzu berechtigten und qualifizierten Forscher*innen zur Verfügung stellen. Der Datenfluss ist so konzipiert, dass kritische Daten der Forschungsgemeinschaft so früh und so einfach wie möglich zur Verfügung stehen. Es ist uns bewusst, dass dies durchaus als riskant eingeschätzt werden kann und insbesondere Forscher*innen eventuell Bedenken haben, ihre Daten abzugeben, intellektuelle Leistungen zu verlieren oder auch Wettbewerbsvorteile aufzugeben. Jedoch sind wir der Überzeugung, dass im Verhältnis zu diesen Risiken die Vorteile für die Gemeinschaft und beitragende Forscher*innen deutlich überwiegen. Abgesehen von dem allgemeinen Nutzen für die Patient*innen, für die wir arbeiten, genießen GP2-Mitglieder den Vorteil des unmittelbaren Zugriffs auf GP2-Daten zum Zeitpunkt ihres Entstehens. Mit diesem Zugang verbunden ist die Computerausstattung und die entsprechende Expertise bei GP2 zur Unterstützung vorgeschlagener Analysen, ferner der Zugang zur GP2-Gemeinschaft, so dass zusätzliche koordinierte Analysen durchgeführt werden, auch solche, die an die vorrangigen GP2-Ziele angrenzen. Alle beitragenden Forscher*innen/Stellen erhalten ihre Daten unverzüglich zurück und behalten die Autonomie, diese Daten zur Bearbeitung ihrer eigenen Forschungsfragen zu nutzen. Wir legen GP2-Mitgliedern nahe, Analysen vorzuschlagen und zu leiten, GP2-Daten zu nutzen, um Fragen zu stellen, die auch außerhalb der ursprünglichen GP2-Aufgabenstellung liegen, und aktiv bei Kernanalysen mitzuwirken. GP2 verpflichtet sich, motivierten Personen, die mit diesen Daten arbeiten möchten, Schulungen und Chancen zu bieten.

Um Transparenz und Effizienz zu wahren, gilt bei GP2 der Grundsatz „keine Überraschungen“. Forscher*innen werden dazu angehalten, GP2-Daten zu erkunden. Sobald solche Erkundungen jedoch in fundierte Forschungsfragestellungen münden, sollten die Forscher*innen den Bereich, den ihre jeweilige Frage abdeckt, GP2 gegenüber kommunizieren. Die Fragestellung wird dann den GP2-Forscher*innen mitgeteilt. Dies hat den Vorteil, dass interner Wettbewerb minimiert wird und Effizienzverluste durch Doppelarbeit vermieden werden. Dabei entsteht ein gemeinsamer intellektueller Raum, in dem Kooperationen unter Wissenschaftler*innen mit ähnlich gelagerten Interessen und Daten angestoßen werden. Nutzung von GP2-Daten
GP2-Daten sollten als vertrauliche Informationen betrachtet werden und sind nur überprüften Forscher*innen zugänglich. Es gibt drei Hauptzugangspunkte zu diesen Daten (siehe Abb. 1): Erstens: Bereinigte, qualitätsgeprüfte und harmonisierte Daten für eine eingereichte Probe bzw. einen Datensatz werden direkt an die jeweiligen beitragenden Forscher*innen zurückgegeben. Die Forscher*innen haben vollständige Autonomie, jegliche Fragestellung zu den Daten, die auf der Grundlage ihrer beigetragenen Proben generiert wurden, zu formulieren. Zweitens: GP2-Mitglieder haben direkten Zugriff auf die Daten, wenn sie produziert werden. Die Daten werden an einem sicheren Cloud-Speicherort gesichert, zu dem GP2-Mitglieder Zugang haben. Forscher*innen können Daten für ihre Forschungsfragen nutzen und Forschungsideen vorbringen. Unter Wahrung der Autonomie einzelner Forscher*innen raten wir zu Transparenz und zur Vermeidung von Überschneidungen mit Projekten unter GP2-Leitung, um Doppelarbeit zu vermeiden und möglichst wenig wertvolle Ressourcen und Energie zu verschwenden. Nichtöffentliche Daten und Ergebnisse, die auf GP2-Daten basieren, können ohne Genehmigung nicht öffentlich (oder beispielsweise bei einer Konferenz) verfügbar gemacht werden.

Drittens: Nach Abschluss der vollständigen Qualitätskontrolle und Datenverarbeitung werden die Daten berechtigten Forscher*innen über ein geeignetes, zugangsbeschränktes Verzeichnis (etwa AMP-PD) zur Verfügung gestellt. Bei diesem Szenario stehen GP2-Daten allen Forscher*innen mit einem gültigen Datennutzungsantrag frei zur Verfügung und dürfen zu reinen Forschungszwecken genutzt werden.

Abbildung 1: Schematische Darstellung des GP2-Datenflusses von beitragenden Forscher*innen bis zum Zugang für qualifizierte externe Nutzer*innen.

Vorschlagen und Durchführung von Arbeiten für GP2

GP2-Forscher*innen steht es frei, jederzeit neuartige Datenerhebungs-, Datengenerierungs- und Analysestrategien vorschlagen. GP2 verfügt über bestimmte Mittel, um zusätzliche Arbeiten zu unterstützen, und legt Forscher*innen dringend nahe, Zusatzaktivitäten vorzuschlagen. GP2 legt Mitgliedern ferner nahe, die Nutzung von GP2-Daten und -Strukturen zu prüfen, um Unterstützung für Arbeiten außerhalb des unmittelbaren GP2-Geltungsbereichs zu erhalten.

Analysen, Code und Veröffentlichung

Die Veröffentlichungs- und Code-Sharing-Richtlinien sind in separaten Vereinbarungen enthalten. Die allgemeinen Grundsätze werden aber auch an dieser Stelle beschrieben. Dreierlei Arten von Arbeiten sind auf der Grundlage von GP2-Daten vorgesehen:

Erstens: Analysen mit GP2-generierten Daten, die an einzelne beitragende Forscher*innen oder Standorte zurückgehen. Den Forscher*innen steht es frei, die Daten zu nutzen, wie sie es für angemessen erachten. Wir fördern und unterstützen den offenen Austausch des Codes und der Arbeitsergebnisse. Solche Arbeiten erfordern keine GP2-Genehmigung. Jedoch bitten wir im Falle einer Veröffentlichung darum, dass GP2 als Banner-Autor genannt wird – entsprechend sollte das Manuskript bei der Verfassung bzw. sieben Tage vor Einreichung bei einem Preprint-Server oder einem Journal GP2 zur Verfügung gestellt werden. Sollte GP2 mit dem Inhalt oder der Interpretation

dieser Daten nicht einverstanden sein und keine zufriedenstellende Einigung erzielt werden können, kann GP2 darum bitten, von der Autorenliste entfernt zu werden. Die jeweiligen Forscher*innen können dennoch mit der Veröffentlichung fortfahren.

Zweitens: GP2-unterstützte Arbeiten; diese können im Wesentlichen als GP2-getriebene Arbeiten angesehen werden. GP2 und die GP2-Mitglieder sind Beteiligte und Autoren, entweder als Einzelautoren und/oder unter einer GP2-Banner-Autorenschaft. Die GP2-Leitung hat die Aufsicht über und trägt die Verantwortung für diese Arbeit und den Inhalt dieser Manuskripte. Wir werden ein Tracking-Dokument erstellen, das diese Kernprojekte, die Leiter und die Teilnehmenden enthält. Zweck dieser Liste ist es nicht, Analysen oder Beteiligungen zu beschränken, sondern vielmehr doppelte Arbeit und Analysen zu vermeiden.

Drittens: Arbeiten von Forscher*innen außerhalb von GP2, die Zugang zu GP2-Daten über eine Datenfreigabe im zugangskontrollierten Portal erhalten. In diesem Fall ist es möglich, GP2 zur Beteiligung an der Arbeit einzuladen und in Form einer Bannerautorenschaft aufzunehmen, dies ist aber keine Voraussetzung. Wir bitten um Nennung von GP2 in der Danksagung („Acknowledgements“) aller Manuskripte oder Präsentationen dieser Daten.

Zwar glauben wir, mit diesen drei Möglichkeiten die meisten Szenarien abzudecken, sind uns aber der Tatsache bewusst, dass es immer Ausnahmen geben kann. Daher bitten wir Forscher*innen, bei Unsicherheiten bzgl. der Vorgehensweise im Sinne dieser Vereinbarung bei GP2 um Klärung der fraglichen Punkte zu bitten.

Ausschluss aus GP2

Wir gehen davon aus, dass GP2-Mitglieder die allgemeinen Grundsätze von Genauigkeit, Respekt und Verantwortungsbewusstsein befolgen. Grob mangelhafte oder vorsätzlich irreführende wissenschaftliche Arbeiten, Verstöße gegen den GP2-Verhaltenskodex, auch dem Sinn nach, oder ein verantwortungsloser Umgang mit GP2-Daten sind Gründe für einen Ausschluss aus GP2. Ein Beschluss über den Ausschluss eines Mitglieds wird nicht leichtfertig getroffen. Er erfordert die Diskussion und Empfehlung durch das GP2 Steering Committee. Jegliches widrige oder inakzeptable Verhalten kann direkt an die GP2-Leitung oder über [email protected] gemeldet werden. Sämtliche Beschwerden werden einer umgehenden und fairen Prüfung und Untersuchung unterzogen.