Präzisionsmedizin und Parkinson: Alte Erkenntnisse und neue Fragen
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Präzisionsmedizin und Parkinson: Alte Erkenntnisse und neue Fragen

Author(s)
  • Harneek Chohan, MSc

    Queen Mary University of London | Vereinigtes Königreich

    Harneek absolvierte einen BSc in Neurowissenschaften an der Middlesex University, gefolgt von einem MSc in Neurowissenschaften und translationaler Medizin an der Queen Mary University of London (QMUL). Harneek ist seit November 2021 als Forschungsassistentin in der Preventive Neurology Unit am QMUL tätig, wo sie neben Laborarbeiten wie der DNA-Extraktion auch für die Koordin... Read More

Für Mitglieder des GP2 Trainee Network bestand kürzlich die Gelegenheit, an einer zweitägigen Konferenz mit dem Titel „Precision Medicine in Parkinson’s Disease: past lessons and conquering new frontiers“ teilzunehmen. Zentrales Thema der Konferenz waren die Bemühungen um ein besseres Verständnis der Parkinson-Krankheit und verwandter Erkrankungen auf der ganzen Welt. 

Es gab Vorträge über die Rolle der Alpha-Synuclein-Aggregation und die Wechselwirkungen zwischen LRRK2 und peripheren Entzündungen. LRRK2 wird auch mit entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) in Verbindung gebracht, bei deren Behandlung Anti-TNF-Therapien zum Einsatz kommen. Möglicherweise werden ähnliche entzündungshemmende Medikamente eines Tages auch zur Behandlung von Parkinson eingesetzt werden. Weitere Vortragsthemen waren die Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Parkinson-Erkrankung. So ergaben etwa erste Beobachtungen im Rahmen der GAP-India-Studie (Genetic Architecture of Parkinson’s Disease India), dass Kaffeekonsum unter Parkinson-Patient*innen verbreiteter war als in der Kontrollpopulation, obwohl ein solcher Zusammenhang in Populationen anderer Erkrankungen in der Regel umgekehrt gelagert ist1

Ein weiteres Thema der Konferenz war die genetische Vielfalt und deren Bedeutung für die Parkinson-Forschung. Die größte humangenetische Vielfalt findet sich in Afrika. Die in Afrika lebenden Menschen haben sich über Jahrtausende an wechselnde Umweltbedingungen angepasst. Wenn Afrika und andere unterrepräsentierte Regionen bei Genstudien unberücksichtigt bleiben, entsteht in der Folge ein verzerrtes Bild von komplexen Krankheiten.

Dr. Andrew Singleton stellte die GP2-Initiative vor, bei der auch ich mitwirke und deren Gegenstand die weltweite Erforschung der Parkinson-Genetik ist. 25 % der erblichen Komponente der Parkinson-Krankheit konnte die Forschung bislang entschlüsseln, was die Bedeutung von Genstudien unterstreicht, aber auch deutlich macht, wie viel es noch zu lernen gibt. Dr. Singleton führte weiter aus, dass die Genforschung überwiegend an Patient*innen nordeuropäischer Abstammung stattfindet und außerhalb dieser Population erhebliche Wissens- und Forschungslücken bestehen. Es war beeindruckend, wie GP2 sich für die Schaffung dieser so wichtigen genetischen Vielfalt einsetzt. GP2 erfasst auf der ganzen Welt genetische Daten, die über die Cloud zugänglich gemacht werden, damit Forschende weltweit zusammenarbeiten können. 

Es war auch spannend, jungen Nachwuchswissenschaftler*innen zuzuhören, und ich bin sicher, dass andere Nachwuchsforscher*innen das auch so empfunden haben. Es war toll, dass ihnen ein Forum geboten wurde, um ihre Arbeiten vorstellen zu können. 

Insgesamt ist bei den verschiedenen Beiträgen klar geworden, wie wichtig eine transkontinentale Zusammenarbeit ist. Kliniker*innen und Wissenschaftler*innen sollten in Genomforschung und im Umgang mit bioinformatischen Werkzeugen geschult werden. Die Zukunft sollte nicht schwerpunktmäßig in der Erfassung von Proben oder Daten aus unterrepräsentierten Regionen liegen. Vielmehr sollte eine unterstützende Infrastruktur geschaffen werden, um es Wissenschaftler*innen aus diesen Ländern zu ermöglichen, selbst Forschung zu betreiben. 

Die Konferenz „Precision Medicine in Parkinson’s Disease: past lessons and conquering new frontiers“ war spannend und informativ. Wenn Sie nächstes Jahr die Möglichkeit haben, dabei zu sein, würde ich das auf jeden Fall empfehlen!

 

Referenzen:

  1. Fall, PA., Fredrikson, M., Axelson, O., Granérus, AK. (1999). Nutritional and occupational factors influencing the risk of Parkinson’s disease: A case-control study in southeastern S. Movement Disorders. 14(1), pp.28-37. [Online]. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1002/1531-8257(199901)14:13.0.CO;2-O [aufgerufen am 8. Februar 2023].