Für Mitglieder des GP2 Trainee Network bestand kürzlich die Gelegenheit, an einer zweitägigen Konferenz mit dem Titel „Precision Medicine in Parkinson’s Disease: past lessons and conquering new frontiers“ teilzunehmen. Zentrales Thema der Konferenz waren die Bemühungen um ein besseres Verständnis der Parkinson-Krankheit und verwandter Erkrankungen auf der ganzen Welt.
Auf der Konferenz wurden Vorträge über die Rolle der Alpha-Synuclein-Aggregation und die Interaktion von LRRK2 gehalten mit peripherer Entzündung. LRRK2 wird auch mit entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) in Verbindung gebracht, bei deren Behandlung Anti-TNF-Therapien zum Einsatz kommen. Möglicherweise werden ähnliche entzündungshemmende Medikamente eines Tages auch zur Behandlung von Parkinson eingesetzt werden. Weitere Vortragsthemen waren die Wechselwirkungen zwischen Genen und Umwelt und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Parkinson-Erkrankung. So ergaben etwa erste Beobachtungen im Rahmen der GAP-India-Studie (Genetic Architecture of Parkinson’s Disease India), dass Kaffeekonsum unter Parkinson-Patient*innen verbreiteter war als in der Kontrollpopulation, obwohl ein solcher Zusammenhang in Populationen anderer Erkrankungen in der Regel umgekehrt gelagert ist1.
Ein weiteres Thema der Konferenz konzentrierte sich auf die genetische Vielfalt und ihre Bedeutung für die Parkinson-Forschung. Die größte humangenetische Vielfalt findet sich in Afrika. Die in Afrika lebenden Menschen haben sich über Jahrtausende an wechselnde Umweltbedingungen angepasst. Wenn Afrika und andere unterrepräsentierte Regionen bei Genstudien unberücksichtigt bleiben, entsteht in der Folge ein verzerrtes Bild von komplexen Krankheiten.
Dr. Andrew Singleton hielt einen Vortrag über die Initiative GP2, zu der auch ich gehöre und die die Genetik der Parkinson-Krankheit weltweit untersucht. Bisher konnten Forscher etwa 25 % der vererbbaren Komponente der Parkinson-Krankheit erklären. Dies unterstreicht die Bedeutung genetischer Studien, macht aber auch deutlich, dass es noch viel zu lernen gibt. Dr. Singleton führte weiter aus, dass die Genforschung überwiegend an Patient*innen nordeuropäischer Abstammung stattfindet und außerhalb dieser Population erhebliche Wissens- und Forschungslücken bestehen. Es war beeindruckend, wie GP2 sich für die Schaffung dieser so wichtigen genetischen Vielfalt einsetzt. GP2 erfasst auf der ganzen Welt genetische Daten, die über die Cloud zugänglich gemacht werden, damit Forschende weltweit zusammenarbeiten können.
Es war inspirierend, den Vorträgen junger Wissenschaftler zuzuhören, und ich bin sicher, dass andere Nachwuchsforscher das genauso empfanden. Es war toll, dass ihnen ein Forum geboten wurde, um ihre Arbeiten vorstellen zu können.
Insgesamt wurde in den verschiedenen Vorträgen die Notwendigkeit transkontinentaler Zusammenarbeit hervorgehoben. Kliniker*innen und Wissenschaftler*innen sollten in Genomforschung und im Umgang mit bioinformatischen Werkzeugen geschult werden. Die Zukunft sollte nicht schwerpunktmäßig in der Erfassung von Proben oder Daten aus unterrepräsentierten Regionen liegen. Vielmehr sollte eine unterstützende Infrastruktur geschaffen werden, um es Wissenschaftler*innen aus diesen Ländern zu ermöglichen, selbst Forschung zu betreiben.
Die Konferenz „Präzisionsmedizin bei Parkinson: Erkenntnisse aus der Vergangenheit und Eroberung neuer Grenzen“ war eine spannende und informative Veranstaltung. Wenn Sie nächstes Jahr die Möglichkeit haben, dabei zu sein, würde ich das auf jeden Fall empfehlen!
Referenzen:
- Fall, PA., Fredrikson, M., Axelson, O., Granérus, AK. (1999). Nutritional and occupational factors influencing the risk of Parkinson’s disease: A case-control study in southeastern S. Movement Disorders. 14(1), pp.28-37. [Online]. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1002/1531-8257(199901)14:13.0.CO;2-O [aufgerufen am 8. Februar 2023].